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Rückblick: IDM Film Jour Fixe „Acting & Mental Health“ mit Anna Mendelssohn

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21/03/2025
Der erste gemeinsame IDM Film Jour Fixe von PERFAS und der Film Commission Südtirol mit Anna Mendelssohn und Eva Kuen (Thema: Mental Health)

Am 20. November 2024 haben wir im Waaghaus Bozen unseren allerersten gemeinsamen Film Jour Fixe mit der IDM Film Commission organisiert. Wir freuen uns sehr, dass die Wiener Psychotherapeutin und Schauspielerin Anna Mendelssohn unserer Einladung nach Bozen gefolgt ist, um mit PERFAS Stage-Tribe-Speakerin und Schauspielerin/Regisseurin Eva Kuen über „Mental Health“-Themen sowie Burnout-Prävention zu sprechen und der Frage nachzugehen, warum in unseren künstlerischen Berufen die mentale Gesundheit so oft unter die Räder kommt und wie wir besser darauf achten können.

Zwischen Druck und Kreativität

Die angesprochenen Themen kennen wir wohl alle gut: Kreativitäts- und Erfolgsdruck, Selbstausbeutung, der Umgang mit Ablehnung und Gefühle wie Scham, Selbstzweifel und die Angst vor dem Scheitern. Nicht selten erleben Kunstschaffende auch das sogenannte „Impostor-Syndrom“, wenn wir uns trotz beruflichen Erfolgs oft unzulänglich fühlen. Die meisten von uns kennen das berühmte „Premierenloch“ ebenso wie die Angst vor Leerlauf und die Schwierigkeit, „Nein“ zu sagen, um uns nicht selbst chronisch zu überlasten. Unser Körper ist unser Kapital und die Sorge um Gesundheit und unser körperliches Funktionieren können sehr belastend sein.

Der Unterschied besteht häufig darin, wie ich mich zu den oben beschriebenen Phänomenen verhalte.

 

Burnout verhindern

Druck hat in unseren Berufen sowohl eine destruktive wie auch eine produktive Seite: Ohne Druck kommen wir nicht immer zu einem guten Ergebnis, Druck bringt auch eine künstlerische Verdichtung und Kreativität mit sich. Wir erleben Eustress, der uns antreibt und motiviert, aber auch Distress, der uns überfordert und lähmt. Wir können alle sehr viel arbeiten, ohne ein Burnout zu entwickeln. Eine der entscheidenden Fragen ist vor diesem Hintergrund das erlebte ökonomische Gleichgewicht, also das subjektive Gefühl, wieviel ich zurückbekomme im Verhältnis zu dem, was ich investiere. Wenn diese erlebte „Bilanz“ gar nicht mehr stimmt, wird es möglicherweise kritisch.

Die Alarmglocken läuten, wenn die Unzufriedenheit und das Erleben, nicht wertgeschätzt zu werden, Überhand nehmen. Das subjektive Gefühl, nur zu geben und zu wenig zurückzukriegen, wird zu groß: wir empfinden keine Freude mehr an der Tätigkeit und fühlen uns traurig, nur müde und ausgelaugt. Dann ist es essentiell, auf die eigenen Bedürfnisse zu hören: was brauche ich gerade? Mehr Schlaf? Einen Wechsel? Drücke ich meine Gefühle nur weg oder kann ich sie zulassen als wichtige Signale, die mir etwas mitteilen wollen? Setze ich meine Ziele richtig an (nicht zu hoch)? Habe ich noch einen sogenannten „Helikopter-Blick“ auch auf mich selbst? Wie geht es mir unter diesem Blick? Was ist denn meine Körperhaltung? Wer könnte mir helfen mit einem Blick von außen? Welche Handlungsspielräume habe ich? Wie viele Alternativen habe ich, was interessiert mich denn noch?

Burnout, Depression und Trauer liegen oft sehr nahe beieinander. Trauer erlauben wir uns aber meistens viel leichter: Trauer ist „fair enough“, wenn beispielsweise jemand gestorben ist. Aber in beruflichen Kontexten verlangen wir oft alles von uns und haben den Anspruch, immer auch noch „cool zu bleiben“. Grundsätzlich gilt aber immer: Wenn wir Gefühle zulassen, gehen sie auch leichter wieder weg. Wir können uns auch mal erlauben zu sagen: „Nein – ich bin gerade mega gestresst und es ist viel. So geht’s mir und so darf es mir jetzt gehen.“

 

Selbstmarketing und der Umgang mit Ablehnung

Unser Job ist stets sehr nahe an unserer Identität. Es ist schwer, Ablehnungserfahrungen nicht persönlich zu nehmen. Selbstmarketing und unsere öffentliche Selbstinszenierung nehmen einen immer höheren Stellenwert ein und immer öfter hören wir, dass nur das richtige Mindset entscheidend sei für unseren Erfolg („Es liegt nur an dir!“). Das kann zu einer toxischen Selbstoptimierung führen. Doch wie viel verlange ich eigentlich von mir? Wann ist es genug? Wir dürfen uns zugestehen, gestresst zu sein, erschöpft zu sein, Fehler zu machen – und darüber zu sprechen.

 

Soziale Unterstützung als wichtiger protektiver Faktor

Soziale Unterstützung ist dabei ein ganz entscheidender Faktor: Wer sich isoliert, hat ein höheres Risiko, in eine Abwärtsspirale zu geraten. Der Austausch mit Gleichgesinnten, ehrliche Gespräche über Herausforderungen und gegenseitige Unterstützung sind von zentraler Bedeutung, um langfristig gesund und kreativ zu bleiben.

In diesem Sinne möchten wir euch alle ermutigen, unsere Community-Angebote bei PERFAS zu nutzen! Wir sind nicht alleine mit unseren Sorgen und den typischen, auch mentalen Herausforderungen unserer Berufe. Indem wir offen darüber sprechen, können wir gemeinsam Wege finden, die Balance zwischen Kreativität und mentaler Gesundheit zu halten.

 

IDM Film Jour Fixe mit Anna Mendelssohn und Eva Kuen

Fotos: Rosario Multari

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