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„EUROPE ON FIRE!“: zweitägiger Expert-Workshop in Wien zur Bedrohung der Kunstfreiheit

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14/06/2025
EUROPE ON FIRE!

„IT TAKES COURAGE TO DEFEND WHAT WE TAKE FOR GRANTED“.

ThomasEva und Peter waren am 26. und 27. Mai als PERFAS-Vertreter:innen bei zwei intensiven Tagen des Expert-Workshops „EUROPE ON FIRE – How Politics impacts Arts and Culture“ in Wien, gemeinsam veranstaltet vom europäischen Dachverband der freien Darstellenden Künste EAIPA (bei dem PERFAS peer member ist) und IGFT (IG Freie Theaterarbeit).

Dabei ging es um die international spürbare Gefährdung demokratischer Gesellschaften und der Kunstfreiheit durch zunehmend autoritäre Tendenzen in Regierungen.

In ganz Europa sind Kunst und Kultur zur Zielscheibe geworden – nicht nur, aber vor allem – von rechtspopulistischen und rechtsextremen politischen Parteien. Aber auch andere politische und gesellschaftliche Gruppierungen haben begonnen, die Rolle von Kunst und Kultur in Frage zu stellen und kritisches künstlerisches Engagement abzuwerten, zu diskreditieren oder offen zu attackieren.

Die Zahl der Angriffe auf die Kunstszene hat dramatisch zugenommen. Immer häufiger beobachten wir bewusst gesetzte, politisch motivierte Strategien wie diese:

  • plötzliche Änderungen der Förderrichtlinien,
  • Kürzungen des Kulturbudgets,
  • politisch motivierte Entlassungen oder Besetzungen von Leiter:innen kultureller Einrichtungen,
  • intransparente Juryauswahlen,
  • (sozialer) Medienaufruhr gegen Künstler:innen und Kulturschaffende,
  • physische Angriffe vor, während und nach Aufführungen,
  • strukturelle Verschlechterung der sozialen Absicherung von Kunstschaffenden,
  • Androhung von  (SLAPP-)Klagen gegen Kunstschaffende,
  • politisch definierte Förderungswürdigkeit von Kunst aufgrund einer nationalistisch-patriotisch geprägten, auf Tradition und Brauchtum abzielenden Definition von „Volkskultur“
  • sowie eine zunehmende Zahl parlamentarischer Anfragen zum Wert einzelner kultureller Aktivitäten.

Kryštof Koláček (EAIPA-Präsident) und Ulrike Kuner (EAIPA-Geschäftsführerin) drücken es so aus: „Die Strukturen, die Finanzierung und die Organisationen von Künstler:innen – alles, was sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat – werden in Frage gestellt, langfristige Stabilität ist nicht mehr gegeben. Wir müssen dringend die Strategien hinter den aktuellen politisch motivierten Angriffen dokumentieren und analysieren, um adäquat reagieren zu können. Wir müssen Unterstützung in der Politik und in den Medien finden. Und wir müssen unsere Stärken betonen: Die freie darstellende Szene hat europaweit mutige und kritische künstlerische Reflexionen für ein vielfältiges Publikum entwickelt, das es zu schützen gilt“. 

Gemeinsam mit Vertreter:innen der Politik, Diplomat:innen, Forschenden und Analytiker:innen haben wir uns daher an zwei Tagen mit der Frage beschäftigt, wie wir Akteur:innen der freien darstellenden Kunst angesichts aktueller und zukünftiger Bedrohungen widerstandsfähiger werden können.

Am ersten Konferenztag kamen sechs hochinteressante Speaker:innen und Expert:innen zu Wort, darunter Bianca Kämpf vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands, die über Mechanismen und Methoden von rechtspopulistischer und rechtsextremer Politik gesprochen hat, Christian Autengruber, ehemaliger Direktor des Österreichischen Kulturforums in Budapest, der tiefgreifende Einblicke in Einschränkungen der Kunstfreiheit gegeben hat oder Reinhard Uhrig vom WWF Austria mit wertvollen Inputs zum Thema Campaigning.

In den Workshops am zweiten Tag arbeiteten wir intensiv an der Planung und Umsetzung von Strategien und Instrumenten zur Vernetzung und Stärkung der unabhängigen darstellenden Künste durch Monitoring und Campaigning.

 

Was wir mitnehmen?

Wir haben viel gelernt darüber, wie methodisch und strategisch demokratiefeindliche politische Kräfte in ganz Europa an der Einschränkung und Beeinflussung des freien künstlerischen Ausdrucks arbeiten. In den sozialwissenschaftlichen Analysen der Keynotes am ersten Tag wurde Italien in mehreren Aspekten bereits unter die „illiberalen Demokratien“ eingereiht.

Unsere Branche ist dabei sowohl ein wichtiger Indikator für den Zustand einer Gesellschaft wie auch ein entscheidender protektiver Faktor für eine funktionierende Demokratie. Kunst und Kultur sind ein essentielles Verteidigungsinstrument gegen die Angriffe auf eine moderne, offene Gesellschaft.

Wir unterstützen daher die Entwicklung von europäischen Monitoring-Tools, die dabei helfen sollen, politisch motivierte Vorfälle und Einschränkungen der Kunstfreiheit sowie Verschlechterungen in den Strukturen eines Landes zu dokumentieren und halten euch zur weiteren Entwicklung auf dem Laufenden.

 

Hier geht’s zur Pressemitteilung von EAIPA.

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